Die Psycho und der Geek

Stephan Hochhaus

Literatur für Schlaumeier

Lesen, um schlauer zu werden

12.05.2021 57 min

Zusammenfassung & Show Notes

Man kann lesen, um sich zu unterhalten oder um schlauer zu werden. Die Psycho und der Geek sprechen über Fachliteratur, Ratgeber, Hörbücher von Hostage Negotiators und studentischen Unternehmensberatungen. Auch Wikipedia spielt eine tragende Rolle in der mal wieder etwas seriöseren Folge.

Transkript

20 Dinge, die sie noch nicht über Literatur wussten. Bei Nummer 13 habe ich geweint. Folge 6 – Let's get down to business In der sechsten Folge sprechen wir über Literatur. Doch zunächst die Gretchen-Frage. Woher ist das? Faust. Nicht schlecht. Entschuldige. Ich habe ein gutes deutsches Abitur gemacht. Da werde ich wohl mein Faust gelesen haben. Ich habe Deutsch abgewählt. Ich hatte ein LK. Das ging damals noch. Surprising reveal. Alle denken, der Geek ist ein Techniker. Aber ich habe ja Germanistik studiert. Ja, surprise. Surprise, aber Faust nie gelesen. Nein? Nein, ich habe Deutsch abgewählt. Wie kann man Deutsch abwählen? Weil man den Lehrer merkwürdig findet. Achso, nein, ich meine rein technisch. Das geht gar nicht mehr jetzt, ne? Ja, es gab eine Zeit, eine bessere Zeit in Deutschland. Da konnte man Fächer abwählen, die gestört haben. Und dazu gehörte Deutsch. Ah, verstehe. Ja, ich habe mich zu der Zeit sehr schwer getan, damit zu erraten, was Goethe sich so gedacht hat. Lüchern. Das brauche ich nicht. Man muss ja nicht erraten, was er sich gedacht hat. Man muss einfach jedes einzelne Wort komplett überinterpretieren. Dann bist du so auf dem Level, was man braucht, um gute Noten zu bekommen. Guck mal, deswegen bin ich ja nicht als Germanist ein Literaturwissenschaftler geworden, sondern ich bin ein Sprachwissenschaftler. Sprachwissenschaftler können sich solche Häuser ja heutzutage gar nicht mehr leisten. Justus Jonas. Deswegen sprechen wir heute auch nicht über Bücher, die man zum Spaß liest, sondern heute sprechen wir über Bücher, die man liest, um schlauer zu werden. Weil niemand liest ja Goethes Faust, weil er sagt, hinterher weiß ich so viel, sondern eigentlich liest man es dafür, weil man sagt, der schreibt aber schön. Es ist nett, das zu lesen. Das wäre mal interessant zu erfahren, ob es irgendjemanden auf der Welt gibt, der das freiwillig gelesen hat. Mit Sicherheit. Ja, aber irgendwer in unserem Dunstkreis, der das freiwillig gelesen hat. Ich kenne es jetzt aus der Schule und habe das dann auch gelesen und mir noch mal als Theaterstück und so alles angesehen, aber ich würde im Leben nicht auf die Idee kommen, das noch mal freiwillig zu machen. Vielleicht ist das eine Chance für den ersten Leserbrief. Bitte gerne. Schreibt uns, sagt uns, ob ihr Goethes Faust oder irgendwas von Goethe freiwillig gelesen habt, außerhalb der Schule. Ja, bitte gerne. Das interessiert mich. Damit hätten wir Fausts Kirchenfrage aber. Lesen zum schlauer werden oder lesen zum unterhalten werden? Heute geht es um schlauer werden. Was war denn das letzte Buch, was du gelesen hast, um schlauer zu werden? Dienstleistung 4.0. Geschäftsmodelle, Transformation und bla bla bla. Das klingt spannend. Ja. Es ist tatsächlich auch ein komplettes Buch. Ich habe mir ein Herausgeberwerk, ich habe mir da zwei, drei Kapitel quer gelesen. Ich muss gestehen, Literatur zum schlauer werden lese ich nicht mehr so, wie man früher Dinge gelesen hat, auch im Studium, auch wenn ich mir jetzt Studien... Im Studium war das bei uns mehr so, das ist der Leseauftrag zur nächsten Woche. Hat es jemand gelesen? Nein. Nein, da war ich schon fleißiger. Ich lese ja auch ganz gern so Studien. Ich lese sie nur jetzt mittlerweile auch echt anders und entspannter. Das macht es natürlich auch einfach netter und lohnender, die Dinge zu lesen. Was ich mich im Studium nicht so richtig getraut habe, Abstract lesen und Zusammenfassung und noch einmal in die Methode gucken, was ja vollkommen ausreicht, das habe ich mich halt nicht getraut. Ja, sehr gewissenhaft und sehr fleißig und habe die Dinge halt wirklich auch immer so gelesen, als müsste ich ein Referat darüber halten, was echt anstrengend ist mitunter, weil, wie wir alle wissen, ist natürlich auch nicht jede Studie gut. Wie wir alle wissen. Ja, und gerade so fachchinesisch dann, wenn es so ein bisschen außerhalb der eigenen Komfortzone lag, ist es halt auch echt anstrengend und schwer. Und am Beginn des Studiums war es für mich auch schwer, die englischen Studien alle zu lesen und zu verstehen. Da habe ich mich echt reingefuchst. Aber jetzt mittlerweile lese ich es halt klassisch. Also ich habe ja noch die Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie relativ lange im Aber diese Dienstleistung 4.0, das klingt jetzt nicht nach einem Studienmaterial. Das ist ja vermutlich ein Fleece-Text. So macht man das? Das ist, ich glaube, sogar ein Springer- Herausgeberwerk. Also da haben verschiedene Leute über verschiedene Arten der Dienstleistungen und wie man die jetzt digitalisiert, beziehungsweise wie sich Geschäftsmodelle ändern in ihrer Branche gerade und wie Wertschöpfungsbeiträge von Dienstleistungen im digitalen Zeitalter aussehen können, haben sich damit beschäftigt. Teilweise eben auch sehr theoretisch in der Branche. Ein, zwei Beispiele aus der Automobilbranche, aus der Reisebranche war was mit dabei. Aber wie gesagt, die habe ich auch echt überflogen. Mir ging es so ein bisschen um die Kapiteltransformation und Geschäftsmodelle und ja, Kundennähe. Also auch eine Customer Journey in digitalen Dienstleistungen. Das war ganz interessant, aber jetzt auch nicht irgendwie absolut. Also ich bin jetzt nicht mit der absoluten Erleuchtung da rausgegangen. Aber das war das letzte Fachbuch oder auch Fachartikel, die ich in der Hand hatte. Okay, also das war das, was ich hatte. Was hast du denn zuletzt gelesen? Ich? Also Fach hier, Fachliteratur zum Schlauerwerden, das war's. Zum Schlauerwerden habe ich was gelesen zuletzt, was nicht mit dem Schlauerwerden zu tun hatte, sondern was ich persönlich zum Schlauerwerden nehmen wollte. Sportfachliteratur. Ah ja, ach ja, ich weiß sogar was. Weißt du welches? Ja. Kettlebells für Fortgeschrittene oder irgendwie sowas. Irgendwas mit Kettlebells, genau. Von einem amerikanischen Trainer, der über die Theorie, wie man Trainingspläne aufstellt, geschrieben hat und wie man sie machen kann und welche Übungen man da reinmacht und wie man sie periodisiert und all solche Dinge. Und ich muss zugeben, es war ein bisschen mehr als ich intellektuell vertragen habe. Vielleicht hätte ich Sportwissenschaften studieren sollen, um das wirklich zu verstehen. Es war tatsächlich fortgeschritten. Nichtsdestotrotz war es ein amerikanisches Buch. Die sind immer ein bisschen zugänglicher, finde ich. Gerade amerikanische Autoren, die Ratgeber und Sachbücher schreiben, schreiben immer sehr anekdotenhaft. Es wird immer wahnsinnig viel erzählt. Und dann habe ich diesen Sportler trainiert, dann habe ich jenes gemacht. Aber dennoch ein mega gutes Buch von Dan John. Er ist ein Krafttrainer. Krafttrainer? Ein Kraftmensch? Bleiben wir heute in den drei Fragen. Ich wollte sagen, Kahn der Kraftmensch. Wie hieß Kahn der Kraftmensch original nochmal? Paul Harkney. Paul Harkney, genau. Paul Harkney. Dieses Dan-John-Buch gelesen, um schlauer zu werden, hat tatsächlich auch ein bisschen was gebracht. Ein bisschen Inspiration, wie man Training gestalten kann. Aber das Schöne daran war, es war auch nicht so ein ewig langes. Die meisten Fachbücher, die ich so kenne, zeichnen sich ja nicht dadurch aus, dass sie möglichst auf den Punkt kommen und dann einmal sagen, ich habe es geschafft, innerhalb von 30 Seiten dir klarzumachen, was ich hier will. Deswegen mag ich so Anthologien. Was du da beschreibst mit dem Dienstleistungsding, da hat halt jeder seinen Artikel geschrieben und das ist gut. Aber bei Sach-, Fach-, Ratgeberliteratur hat man häufig das Gefühl, du hast einen guten Gedanken, du hast vielleicht zwei gute Gedanken, aber du hast ganz schön viele Seiten. Und die müssen nicht alle voll werden. Du kannst nicht alle 50 Seiten voll werden. Ja, das finde ich auch anstrengend. Aber wie du sagst, die amerikanische Literatur oder eben insgesamt die englischsprachige Literatur, wenn man es halt einmal geschafft hat, sich die Sprache anzueignen, die es dafür braucht, also auch in der Fachrichtung dann, wenn man eben nicht ständig darüber stolpert, dass man irgendwelche Vokabeln nicht kennt, lese ich die auch sehr viel lieber jetzt mittlerweile, weil die im Endeffekt viel einfacher geschrieben sind. Also auch deutsche, deutsch veröffentlichte Studien, die schwurbeln sprachlich schon teilweise auch auf ein Niveau. Ja, so ein bisschen Autorität erzeugen durch komplizierte Vokabeln, dass man zeigen kann, ich weiß ein bisschen was. Oder reden wie Justus Jonas. Ja, da hilft halt auch mittlerweile natürlich das, dass man entspannter damit umgehen kann und die jetzt liest, weil einen die Quintessenz interessiert darüber geprüft wird noch oder so. Insgesamt, also aber ist ja so oft, wenn man es nicht mehr muss, sind Sachen halt sehr viel gewinnbringender als vorher. Dann sind wir wieder beim Goethe. Wenn du den Goethe nicht lesen willst, dann kannst du den vielleicht genießen. Ich weiß nicht, ob man den Goethe genießen kann. Wie gesagt, ist der Leserbrief, der uns bitte erreicht. Ja, ich definitiv nicht. Da habe ich keine Freude dran an dieser ganzen Literatur. Da bin ich kein großer Fan von. Aber eben diese Studien oder wissenschaftliche Artikel und so, wenn man einfach mit der Leichtigkeit da dran gehen kann, mich interessiert, was dabei rausgekommen ist. Und wenn ich das seltsam oder hanebüchen finde, gehe ich noch mal stärker rein. Wie haben sie es denn gemacht? Was ist die Stichprobe? Was ist die Methode? Wie ist das ausgewertet worden? Ansonsten bin ich immer nach dem Prinzip eigene Meinung bestätigende Informationsaufnahme. Wenn das zu meinem Weltbild passt, hinterfrage ich das auch gar nicht so großartig. Ach, fein, eine Studie hat herausgefunden das. Das stimmt, was ich denke. Ja, aber mit so einer Leichtigkeit da dran gehen zu können, das ist jetzt wirklich nur für mein eigenes Interesse, macht dann tatsächlich auch sehr viel mehr Freude daran. Während meines Studiums hätte ich halt nicht gedacht, dass ich später mal freiwillig Studien lese, weil mit diesem Zwang funktioniert das nicht so gut, dass man da Freude dran hat. Ich zumindest nicht. Ich war dann zu sehr darauf bedacht, das auch alles richtig genau zu verstehen. Da stand ich mir vielleicht auch selber im Weg, keine Ahnung. Wenn man nicht mehr unterscheiden kann, was ist die Quintessenz, die ich rausziehen muss, weil du nicht selber den Auftrag formuliert hast. Du liest es nicht, weil du selber irgendwas da rausziehen willst, sondern du liest es, weil ein Prof dir sagt, kümmere dich mal darum, für das Seminar irgendwas aufzubereiten, eben der Referatsgedanke oder dergleichen. Und ab dem Moment, wo du selber eine Fragestellung formulieren kannst, du sagst, warum lese ich das jetzt eigentlich? Das ist eigentlich der Moment, wo es interessant wird, weil dann weißt du halt, was du weglässt. Dann bist du nicht mehr in diesem, ich lese es von Seite 1 bis zur letzten Seite, wie ich eben ein Krimi lesen würde, sondern ich lese es so, dass ich mir überlege, wo steht für mich das Relevante drin und wenn ich dann feststelle, ich habe auf Seite 300 vorgeschlagen und da ist irgendwas, was sich darauf bezieht, was in Kapitel 2 war, dann lese ich halt nochmal zurück. Aber im Falle 1 bin ich auf Seite 300 und denke mir, okay, das ist halt das Wesentliche, was ich erfassen will. Genau und ich weiß halt, wofür einerseits, a, worüber will ich schlauer werden, aber auch für welche Praxisprobleme suche ich denn hier gerade was oder Fragestellungen oder auch meinetwegen Bestätigungen oder so. Das kommt ja auch noch dazu. Die Sachen, die mich schon immer total interessiert haben, sind diese ganzen psychologischen Studien. Das war auch im Studium schon so. Wo man so implizit Kinder gegeneinander kämpfen lässt. Man gibt denen einfach irgendeinen Auftrag. Oder auch Milgram, das ist diese Versuchsanordnung. Das ist der Film mit Moritz Bleibtreu, ne? Nein, das ist Stanford Prison. Milgram ist der, der die Stromstöße verteilen lässt. Mit den Linien, die falsch lang waren. Ja, nein, das ist Ashford. Das ist noch was anderes. Meine Güte. Irgendwann treffen wir uns. Nein, das Milgram-Experiment ist ein ganz, ganz klassisches sozialpsychologisches Experiment. Da gab es die Versuchspersonen. Die wurden halt in so einen Raum gesetzt und denen wurde gesagt, du hörst jetzt jemand anders zu, der Aufgaben löst. Und immer, wenn der was falsch gesagt hat, musst du dem Stromschlag geben. Wie in der Simpsons-Folge. Das kann sein. Nein, die haben da keine Aufgaben gelöst. Die haben einfach nur, Lisa, benehmt euch. Die haben Aufgaben gelöst und immer, wenn was falsch war, musste die Versuchsperson den eigentlichen Stromschlag verteilen. Der wurde wiederum gesagt, der andere ist die Versuchsperson, der die Aufgaben löst. Das stimmt aber nicht. Und dann haben die halt so variiert. Stand ein Professor daneben mit einem Kittel und einer Brille oder nur die Assistentin oder gar niemand. War das das, wo die Schauspieler so getan haben, als würden sie Stromschläge kriegen, aber die haben keine bekommen? Nein, weil eine Variation ist halt auch, irgendwann konnte man die mal sehen. Dann hat halt ein Schauspieler so getan. Aber die meiste Zeit konnten die auch die Leute nicht sehen, die die Stromschläge gekriegt haben. Und dann wurde auch noch variiert, können die die Schmerzschreie hören oder können die gar nichts hören. Das Erschreckende daran ist halt, sehr, sehr viele Menschen haben sehr, sehr tödliche Stromschläge verteilt in dieser Versuchsanordnung. Mir wurde ja gesagt, ich soll das machen. Vor allem in der Versuchsanordnung eine Autoritätsperson hat mir gesagt, ich soll das tun und steht noch daneben und pusht auch so ein bisschen. Naja, sie müssen jetzt aber. Und dann haben die da echt vermeintlich Leute gekillt. Also Stromstöße bis 1000 Volt, gar kein Problem, machen wir. Und du denkst dir, schon mal von der Steckdose gehört, das ist um. Ja, das waren die goldenen 60er. Und das Schwierige daran jetzt im Nachhinein ist halt, also A, sind das Ergebnisse, die total spannend sind. Was passiert mit Menschen, wenn die dann auch eben so Autoritätsaufträge bekommen. Das war jetzt natürlich alles nach den ganzen Naziverbrechen nochmal eine Einsicht. Aber natürlich auch eine sehr schreckliche Einsicht für die Leute, wenn du einfach hinterher ins Gericht gehen musst und sagen musst, uh, wenn mich da einer antreibt und tritzt, knicke ich ein und bringe Leute um. Wissentlich oder unwissentlich. Oder erstmal auch so gegen so eine eigentlich erste, ich höre schon, die haben Schmerzen, ich möchte nicht mehr. Und blöderweise hat sich keiner im Nachhinein um diese Milgram-Leute gekümmert. Und das ist jetzt halt wiederum spannend, sich mal anzugucken, wie die kaputt gegangen sind. Die hatten quasi Gewissensbisse und haben sich gedacht, ich habe mich überteilt und ich war unreflektiert und habe einfach bestraft. Genau. Alles in allem sehr spannend. Wäre auch wirklich was gewesen, ach, was wäre ich gerne, Sozialpsychologin in den 60ern gewesen. Hätte viel veröffentlicht und schwierige Vokabeln verwendet. Ja. Aber jetzt, scheiß Ethikrat, nee. Seit den 60ern ist ja viel Zeit vergangen und ich weiß gar nicht, vermutlich gab es in den 60ern weniger Ratgeberliteratur. Es gibt ja gerne mal den einen oder anderen Film, wo dann so, oder anders gesagt, vermutlich gab es in den 60ern ja auch eher weniger Ratgeberliteratur. Ich habe so ein bisschen das Gefühl, heute ist es voll mit Ratgeberliteratur. Du hast nicht mehr die Briefkastentante, der du schreibst, sondern jeder Buchladen, alle haben irgendeine Art von Ratgeberliteratur zu jedem Thema. Ich wollte gerade sagen, so viel kann es gar nicht gegeben haben. Und Selbstoptimierung ist ja hier das Gebot der Stunde. Entweder sei nicht so fett, sei nicht so dünn, sei stärker, sei ein bisschen gelassener, räu ein bisschen besser auf, koch besseres Essen. Finde zu dir selbst, egal was das jetzt bedeuten mag. So ein schönes Dabbelbein, sei spontan. 50 Möglichkeiten, spontan zu sein. Ich habe letztens bei irgendwem, ich glaube bei, ja, so viel kann ja sein, bei einer Kollegin, keine Kollegin in meinem direkten Umfeld, aber bei uns in der Firma, habe ich auf dem Tisch das Buch liegen sehen. Also es ist auch schon was her, weil wir waren ja sehr lange nicht im Büro jetzt, aber es lag da ein Buch und das hieß Am Arsch vorbei geht auch ein Weg oder sowas. Und das war der Ratgeber für Gelassenheit im Arbeitsalltag, wo ich auch dachte, hm, kann man besitzen und vor allem auf der Arbeit rumliegen haben? Kann man auch ein Statement machen. Genau, kann man auch was mitsagen. Das widerspricht jetzt dieser These, dass wir gesagt haben, die deutsche Literatur, die deutsche Fachbuchliteratur würde eher schwierige Sprache benennen. Das ist doch keine Fachbuchliteratur. Da gibt es diese neue Kategorie eben Ratgeberliteratur und Ratgeberliteratur ist, obwohl das Sach- und Fachbücher sind, wo willst du das einordnen unter Fiction, das ist definitiv auch eine Art Fachbuch. Nur ist es halt dieses Seicht, das ist vom populärwissenschaftlichen Links abgebogen. Allein die Tatsache, dass Daniela Katzenberger und Mario Barth solche Bücher veröffentlichen, ist ja so. Und dergleichen. Es sträubt mich doch sehr, da jetzt zu sagen, das sind Fachbücher, die einen schlauer machen. Andererseits, vielleicht ist das jetzt auch hier wieder vom Hohen Ross unserer kleinen Akademiker-Bubble heruntergesprochen, vielleicht macht das ja irgendwen schlauer, wenn er liest, wie Frau Katzenberger irgendwelche Intoxikationen meistert. Das mag ja durchaus sein. Aber ich will da jetzt enttitelt sein und sagen, nein, das ist, nee. Das erinnert mich an das eine Mal, ich muss jetzt die Privatsphäre warnen, ein Freund von mir hat unter einem Pseudonym ein Buch geschrieben, Anleitung zur Gehässigkeit. Auch so eine persönliche Ratgeberliteratur, weil es ihn so angekotzt hat, dass die Leute alle so negativ waren und so radenfroh und immer sehen wollten, wie bestimmte Leute scheitern. Das war, ich glaube, in irgendeinem Jahr, wo wahnsinnig viele Rücktritte waren, wo Leute gesagt haben, ich bin jetzt nicht mehr Politiker, ich gehe jetzt aus der Entertainment-Branche raus, weil ich etwas Falsches gesagt habe. Und diese Reaktionen, die medialen Reaktionen, die es dann darauf gab, die hat er in diesem Buch verarbeitet, das ist jetzt nicht das dickste Buch der Welt, das ist mir sehr sympathisch, aber das hat er dann auch unter einem Pseudonym veröffentlicht und gesagt, ich habe jetzt hier ein Buch geschrieben, Anleitung zur Gehässigkeit, Leute, das geht so gar nicht. Steht im Regal, kann ich es dir nachher mal geben. Im Wesentlichen setzt er sich einfach nur damit auseinander, wie genüsslich Leute, also normale Menschen, die eben diese Medien rezipieren, diesen Schwall aufgreifen, Menschen öffentlich zu demontieren. Also wenn jetzt zum Beispiel ein berühmter Politiker irgendwas gemacht hat, irgendeine Art von Verfehlung, die machen ja häufiger mal die ein oder andere. Maskenaffäre zum Beispiel. Maskenaffäre. Und dann da genüsslich reinzuschlagen und bildzeitungsartig das auszukosten und den Menschen einfach komplett fertig zu machen, weil er hat es ja verdient, der ist ja moralisch nicht in Ordnung gewesen. Und dieses Entrüsten, was man dann da macht, und es verstärkt sich. Also das, was du im Internet als Shitstorm siehst. Dieses Phänomen Shitstorm gibt es ja auch in der 50-plus-Generation. Die sind nur nicht ganz so organisiert und nicht ganz so schnelllebig mit ihren Shitstorms. Guck dir die Kachelmann-Thematik an und was es da alles gab schon. Ich bin ja durchaus damit einverstanden, dass man sich konzentriert über solche Dinge. Also ich kann mich jetzt nicht ganz davon freimachen, dass ich bei diesem Maskenheini nicht auch ordentlich draufgeschlagen habe und es auch immer noch tue. Aus Gründen. Es geht ja auch nicht darum, zu sagen soll man gar nicht machen. Es geht halt um dieses wir reiten die Empörungswelle und weil es einfach sehr schön ist, mit den Heugabeln durch die Gegend zu gehen, laufen wir ein bisschen weiter, als man eigentlich gehen sollte. Ach so, ah ok. Brennende Fackeln und so weiter. Brennende Fackeln. Ah ok. Nein, das mach ich nicht. Wenn jemand wirklich Grenzen überschreitet und nicht zur Rechenschaft gezogen wird, dann ist es aus meiner Sicht immer noch wichtig einen Finger drauf zu halten. Wenn da Jens Spahn ein Abendessen macht mit hochrangigen Leuten, wo er nicht offenlegt, wer war das denn eigentlich, für wen er da 20.000 Euro für ein Abendessen ausgegeben hat, dann ist das etwas, da darf man gerne immer noch mal drauf hinweisen und sagen, das ist immer noch nicht offengelegt. Das ist nicht das Fackeln- und Feuersyndrom, was er da beschrieben hat in seinem Buch. Soviel zu dieser ganzen Ratgeberthematik. Ratgeberbücher irgendwie. Wie sind wir bei den Ratgebern abgewogen? Wir hatten gesagt, dass sie seicht sind. Plötzlich sind hier Ratgeber aufgetaucht. Keine Ahnung. Das möchte ich nicht auf meine Karte schreiben. Das müssen wir nachher noch mal nachhören. Aber ich glaube, aus irgendeinem Grund hast du die in den Ring geworfen. Aber warum, weiß ich nicht mehr. Ich habe gerade noch überlegt, ob ich mal irgendwie so Ratgeberzeugs im klassischen Sinne überhaupt gelesen habe. Und ja, habe ich. Eins hieß irgendwie das Arroganzprinzip. Da ging es darum, dass Frauen in der Arbeitswelt sich mal so ein bisschen, wie die sich besser behaupten können. Das war ganz interessant, aber auch irgendwie seltsam, weil du hast halt so viel Kram, wo du dir denkst, ja, nee. Also auch so, sprechen sie mit fester Stimme und stellen sie sich irgendwie, gehen sie nicht zu mädchenhaft und hampeln sie nicht rum, wenn sie sitzen und so ein Kram. Das ist ja ein Klassiker für mein Beispiel mit eigentlich hast du eine 12-Punkte-Liste und daraus machst du mal ein Buch. Aber da waren halt auch so Sachen drin. Also jetzt kommt aber mal, Leute. Jetzt bin ich da nicht gut genug vorbereitet. Vielleicht können wir das in die Shownotes nehmen. Das war an ein, zwei Stellen, wo ich auch dachte, okay, da kann ich was lernen, wie man dann auch körperlich so Grenzen setzt und so, um halt diese ganze, also um das mal aufzulösen vielleicht. Ich bin ja jetzt von der Statur und von der Körpergröße nicht die besonders... Keine Walküre. Es gibt halt so Herrenrunden, möchte ich sagen, wo man da schon mal so ein bisschen als kleines Blondie irgendwie abgestempelt wurde. Das ist übrigens mit meiner Promotion fast verschwunden. Vorher war es ein bisschen schwieriger, die nette, kleine. Und da einfach so ein paar Sachen zu kennen. Also wie gehst du damit um, wenn dir da wieder irgendein alter, weißer Herr am liebsten den Kopf tätscheln möchte? Wie setzt man da auch die ganze... Wie reagiert man da drauf auf so ein komisches, seltsam, väterlich abwertendes Schulterklopfen und so? Das war ganz cool. Aber ein paar Sachen waren auch einfach drüber. So nach dem Motto kichern sie nicht oder so. Das war... Männer dürfen das. Genau, Männer dürfen auch mal kichern. Und das andere war dieses, das ist aber schon ewig her, dieses Endlich-Nichtraucher- Buch. Damit hat es ja begonnen. Damit hat es begonnen, ja. Damit habe ich nicht aufgehört zu rauchen, möchte ich mal direkt sagen. Ich bin ja jetzt Gott sei Dank schon sehr, sehr lange von diesem Laster befreit, aber dieses Buch war nicht der Auslöser. Ich habe es später ohne dieses Buch geschafft. Ich habe sehr viel Ratgeberliteratur nicht gelesen, weil ich es nicht ertragen habe, aber über Audible. Ich hatte sogar mal ein Abo von Blinkist. Blinkist ist ja wunderbar. So eine App, eine Webseite, ein ganzes Unternehmen. Und was die tun, die kondensieren Klassiker, Bestseller, auch Ratgeberliteratur auf 15 Minuten. Du kriegst quasi alle Bücher in 15 Minuten vorgelesen mit den Kernaussagen davon. Es gibt auch nochmal Bücher geschrieben als Texte. Auch den Faust? Nee, das geht doch hier um Dinge, die du liest, um was zu lernen. Ich dachte, wir hätten Tipps für Abiturienten. Ist das hier Kindlers Literaturlexikon? Ja, damit habe ich zwei Klausuren übrigens überstanden, aber das nur am Rande. Wenn es Englisch wird, die Cliffnotes und dann hast du alles, was du für das Abitur brauchst. So, aber zurück zu Blinkist. Aber bei Blinkist hast du ja in 15 Minuten wird dir halt der Ratgeber erzählt. Ist natürlich überhaupt nicht so richtig nachhaltig, weil es rauscht ja links rein, rechts raus, aus dem Ohr wieder. Und so richtig was merkt man sich davon nicht. Vielleicht liegt es auch an meinem eigenen Lerntyp. Einfacher wäre es für mich, so eine Top-10-Liste zu lesen, nachzugucken, was sind die fünf Kernaussagen, die man damit rausziehen kann, wie sind die verbunden, wie leiten die sich her. Und dann kann man das mitnehmen. Aber Ratgeberliteratur bei Audible, diese ganz langen Bücher mit Monkey Management, wie sie den Affen von ihren Mitarbeitern nicht annehmen oder verhandeln wie ein Superprofi. Irgendeine Art von Geiselnehmerberater kommt vorbei und erzählt dir, wie du für die Wirtschaft Verhandlungstechniken anwenden sollst. Und es hinkt immer an jeder Stelle, weil dann bringen sie die Beispiele mit. Bestellen sie keine Pizza für den Helikopter. Und der junge Mann hatte dann die Geisel genommen. Es stellte sich heraus, es war seine Freundin. Und man musste bohren. Was war der wirkliche Grund? Er wollte von ihr akzeptiert werden. Es ging ihm gar nicht um das Geld. Er wollte sie auch nicht zurück. Aber er fühlte sich in seiner Ehre gekränkt. Und finden sie das heraus? Deswegen hatte er sie entführt und eine Bank überfallen. Und du so, okay, mein Mitarbeiter hat sein Monatsziel nicht erreicht. Moment. Auf welcher Seite steht das denn? Und das passt halt nicht. Und dann hörst du dir das halt, diese Audible-Dinger sind ja dann auch, rühmen sich gerne mit ungekürzte Lesung. Und du denkst dir, scheiße, ungekürzte Lesung. Ich muss siebeneinhalb Stunden einfach nur lesen oder hören, was da jetzt gerade los ist, wie der Geiselnehmer jenes und dieses Ding gemacht hat. Und klar, du hast halt auch immer mal wieder die einzelnen Punkte, die du durcheinander rausnehmen kannst. Zum Beispiel finden sie heraus, was ist eigentlich die Motivation hinter den Forderungen, die gestellt wird, bla bla bla. Aber dadurch, dass du das halt so entrückst und auch den Kontext nicht mehr kriegst, ist dieses Hören für mich voll schwierig gewesen. Weil du hast in der Regel Tage dazwischen. Ich hör das nicht an einem Tag durch. Also wer siebeneinhalb Stunden Fachbuch an einem Tag durchhören kann, hat meinen Respekt. Und dann fehlt ja halt immer wieder der Bezug. Was war nochmal Punkt zwei? Ja, und das ist auch was. Also wenn es wirklich fachlich und arbeitsmäßig eingesetzt werden soll, brauche ich auch was zu lesen. Am besten sogar einen Ausdruck. Also ein Buch oder ein Artikel oder wenn es das nur als PDF gibt. Wenn ich Dinge dann wirklich verstehen und irgendwie anwenden will, drucke ich mir die aus, weil ich gehöre dann zu den Leuten, die auch einen Textmarker oder so Kleberchen da an die Seite machen, um mir die Dinge hinterher nochmal zusammenzuholen. Wahrscheinlich gibt es auch irgendeine bessere Technik dafür, direkt sich so eine Buch-Mindmap zu machen oder so, aber mir fällt das schwer. Ich merke auch, das ist ja jetzt auch vorbei, aber wenn ich wirklich wirklich was lernen will, muss ich das sogar teilweise mit der Hand nochmal einmal selber geschrieben haben. Einmal nochmal durch den anderen Teil des Hirns rücken, damit es bis in die Hand reingeht. Nur hören ist halt nett, um Einblick zu kriegen, finde ich. Wenn es tiefer gehen muss, muss ich selber lesen. Analog zu den Podcasts sind es dann Lava-Fachbücher. Aber ich glaube, das ist genau die Unterscheidung. Wir sind ja auch gerade dabei, deswegen habe ich ja auch Dienstleistung 4.0 gelesen. Wir sind ja relativ stark dabei, Dinge gerade auch so auf Blended Learning Formate zu stellen. Und ich merke das bei mir immer wieder, dass ich so eine Hemmung habe, alle Lerninhalte komplett in ein Video oder so oder in so eine Selbstlerneinheit via hören und gucken zu packen, weil ich selber halt so nicht lerne. Und deswegen gibt es auch immer noch irgendwelche Checklisten und Quizzes und Skripte und so, weil ich mal davon ausgehe, dass ich damit nicht alleine bin, dass man irgendwie nochmal was lesen muss. Aber nach wie vor diese Idee, was hören, was sehen, so für den netten Einstieg in ein Thema, um überhaupt mal einen Überblick zu kriegen, finde ich super. Dann, wenn es ans Eingemachte geht, muss es halt auch weiter ans Eingemachte gehen. Das ist sowieso sowas, wo ich glaube, dass die Leute meinen, sich das Leben zu leicht machen zu können. So dieses ach, dann gucke ich mir da ein Video zu und dann bin ich da Meister drin. Und so läuft es aber nicht. Für die Oberfläche ist das alles ganz wunderbar, aber das Eingemachte ist das Eingemachte und da muss man für ackern in irgendeiner Form. Du musst mal fliegen. Du kannst halt nicht einfach zugucken, wie jemand in sein Flugzeug steigt und hochgeht und drückt drei Knöpfe. Du musst es mal selber gemacht haben. Und ich glaube, solange du das nicht gemacht hast, ist es in jedem Bereich so. Einfach das Problem, diesen Transfer hinzubekommen, wenn du was Manuelles machst, in das Muscle Memory, dass du sagst, wie knete ich denn den Hebel, wie knete ich denn den Teig? Ja, aber noch nicht mal nur das. Also allein das, wenn ich mir jetzt angucke, was ich halt im Studium alles so gelernt habe über Organisation, über Führung, über Team. Das war völlig abstrakt und weit weg. Ja, das hast du halt irgendwie so auswendig gelernt und hast ja gesagt, ja, aber in diesem Punkt braucht es aber eine transformative Führung. Bla, bla. Ohne überhaupt zu wissen, was da los ist. Und dann bist du an Führungskraft und denkst dir, ja, leck mich fett. Erstens funktioniert das natürlich niemals so glatt, wie das Lehrbuch ist, der irgendwie vorgaukelt. Und zweitens wäre es einfach so viel besser gewesen, all diesen Kram, den man vorher so theoretisch ins Blaue hinein gelernt hat, wenn man vorher schon mal zwei Jahre so hätte arbeiten dürfen, was aber nicht ging, weil du brauchst ja so einen Abschluss, um irgendwie an so eine Stelle zu kommen. Also da beißt die Katze sich in den Schwanz. Zumindest in meinem Werdegang. Wir hatten bei uns im Studium natürlich auch schon Leute, die das so hinterher, die haben irgendwie, relativ viele haben irgendwie so eine Ausbildung oder so bei der Bank gemacht und sind dann da irgendwie ihre Stufen hochgeklettert und haben dann nochmal so ein A&O-Studium dran gepackt. Und bei denen hast du während des Studiums schon gemerkt, die begreifen die Dinge irgendwie anders. Die gehen auch anders mit dem Lernen um und so. Für die war das halt genau dieses... Die haben den Praxisbezug da reinbringen können und abgleichen können. Genau. Und im Studium fand ich das irgendwie strange. Jetzt im Nachhinein verstehe ich das natürlich sehr viel besser und denke ja, eigentlich haben die es besser gemacht, weil die wussten, wofür mache ich denn den Kram. Ja, die hatten einen Bezugsrahmen. Meine... Ich habe ein großes Fable für generell Berater. Aber die Crème de la Crome sind studentische Unternehmensberatungen, die ja dann vorbeikommen und genau dieses Wissen haben, genau mit dem Kontext, den du gerade beschreibst. Und da ist nichts falsch bei. Aber es ist halt völlig... Also es ist so ein bisschen, als hätte man es nach links gerutscht. Es trifft die Realität nicht ganz, weil sie die Realität noch nicht kennen. Sie kennen aber die Theorie des Ganzen sehr, sehr gut. Und deswegen habe ich so meine Probleme. Du kannst natürlich wahnsinnig Glück haben. Du kannst gute studentische Unternehmensberatungen haben. Die helfen auch was. Da bringt es was. Aber allein dieses Konzept. Beide haben etwas davon. Ich bringe dir was mit, liebes Unternehmen, weil ich der gute Berater bin. Und ich habe da was davon, weil ihr mir ein bisschen Praxis gebt. Da bin ich sehr skeptisch. Das ist in der Theorie ein bisschen romantischer, als es dann in der Praxis ist. Ja, da kommt es natürlich auch so ein bisschen aufs Thema an, finde ich. Also manchmal hilft es ja... Change Management. Ja. Ich erzähle Ihnen, was Sie tun müssen, wenn Sie jetzt die Ziele für Ihre gesamte Belegschaft ändern wollen. Ja. Dankeschön. Kommunikation ist übrigens schwierig. Achten Sie darauf. Ach was. Ja. Absolut. Ich bin ja ganz bei dir. Manchmal hilft natürlich ein Blick von außen auf Dinge. Und wenn da kluge Köpfe kommen, können die natürlich auch klug auf Dinge schauen und helfen. Aber ich bin ganz bei dir. So aus dem Studium raus und zu sagen, ich bin jetzt Organisationsberater, ist schwer. Es ist halt Lottospiel. Es kann echt gut funktionieren, aber in den meisten Fällen ist es noch ein bisschen... Ja, vor allem Berufswunschberater ist auch so Berater für was? Ich verstehe die Motivation. Ich verstehe, dass du jemandem helfen möchtest, dass du sagst, guck mal, ich sehe in der Welt, da gibt es immer Leute, die stecken irgendwie fest gedanklich oder wie auch immer. Und ich möchte gerne ein Helfer sein. Ich bin der, der vorbeikommt und als Berater hilft. Aber genau wie... Aber wir schweifen völlig ab. Aber genau wie mit Lehrern. Du kannst halt bestimmte Dinge, wenn du sehr weit bist in deinem Leben, dann kannst du ganz gut Leuten helfen. Aber wenn du halt ganz am Anfang stehst, ist das Potenzial, aus dem du schöpfen kannst, um da zu helfen, ja deutlich weniger. Und das weißt du bei dieser Fachliteratur, wenn wir da jetzt sind. Wenn du einen Ratgeber kaufst, weißt du, ob das ein Mariopath ist, weißt du, ob das jemand ist, der zehn Jahre Lebenserfahrung hat oder gerade in der Grundschule ist und was geschrieben hat? Weißt du halt nicht. Du musst so ein bisschen gucken, was ist eigentlich die Reputation? Was kannst du eigentlich lesen? Und da schließe ich meine Frage auch dran an. Ist eigentlich ein Buch, wir sind ja 2021, ist eigentlich ein Buch ein Garant dafür, dass da jemand was schreibt, der Ahnung hat? Oder würde ich das genauso gut auf einer Webseite finden? Ich kann mir gut vorstellen, dass das nämlich so ein bisschen kippt. Also die Ratgeberliteratur oder die Fachliteratur muss heutzutage nicht immer in Buchform stattfinden, auch wenn das immer noch als erstrebenswert gilt. Ja und nein. Also es muss nicht in Buchform erscheinen in dem Sinne. Ich bleibe aber dabei, dass Dinge, die ich wirklich, wirklich ernst nehmen will, als Fachliteratur im Sinne von, das ist etwas, wo sich jemand weiterbilden soll, da poche ich für mich persönlich auch, wenn wir wieder auf der Ebene sind, wo es ans Eingemachte geht, für einen Überblick, meinetwegen, für einen Überblick, liebe Studentinnen und Studenten, dürft ihr auch mal einmal auf Wikipedia gucken, aber kommt auf gar keinen Fall auf die Idee, davon eine Seite zu zitieren. Das geht gar nicht. Und das ist halt dieses, vielleicht ist das bei mir auch noch antiquiertes Lerndenken, aber es ist nun mal so, ich nehme Dinge ernst, die in entsprechenden Verlagen irgendwie veröffentlicht wurden. Das muss jetzt natürlich nicht das Buch sein, was ich kaufen kann. Es gibt ja auch durchaus Online-Angebote von XYZ, aber Heißt das dann, dass der große Brockhaus zitierfähig ist, aber Wikipedia nicht? Um das nochmal ein bisschen zu sticheln. Im Zweifelsfalle, wenn ich nach einer Definition suche, dann ja. Weil der große Brockhaus ist einem Review-Verfahren unterlaufen und da gucken mehr als zwei Leute drauf. Wikipedia kann ja heute Nacht irgendwer irgendeinen Scheiß reinschreiben. Das ist nicht zitierfähig. Das geht nicht. Ich versuche die Geek-Seite zu übernehmen. Auf Wikipedia kannst du ja sehen, da sind ja mehrere Leute daran beteiligt, die Seiten jeweils zu schreiben. Und wenn sich das nicht in den letzten 48 Stunden verändert hat, sondern es ist seit Wochen da, kannst ja auch sehen, was hat sich verändert, ist ja die Wahrscheinlichkeit eigentlich höher, dass das eine sinnvolle Aussage ist, als beim Brockhaus, wo du gar nicht weißt, wie der Review-Prozess ist. Du verlässt dich da drauf. Du sagst, irgendwie werden die das im Verlag schon geschafft haben. Und bei der Wikipedia hast du 20 Autoren, da weißt du, die haben eine Seite mitgeschrieben und seit einem Jahr wurde die Seite nicht verändert. Womöglich ist es richtig, was da steht. Es gibt Bereiche in diesem Leben, wo ich nicht auf Schwarmintelligenz setze. Wenn ich Expertenwissen haben will, soll das bitte von Experten gemacht worden sein. Und bei Wikipedia weiß ich es nicht. Und ich weiß nicht, wer da drauf guckt, wer da nicht drauf guckt. Das ist mir zu dünn. Wenn es um wissenschaftliches Arbeiten geht und darum für Prüfungen, Ausbildung und sonst was was zu lernen. Wie gesagt, für Überblick verschaffen und so. Da bin ich natürlich auch drauf. Ich bin ja jetzt nicht weltfremd. Aber wenn es darum geht, dass ich was haben will, was ich in einer akademischen Ausbildung oder Veröffentlichung irgendwie unterkriegen will, ist das nicht das Medium dafür. Sorry. Vielleicht kommt es noch wieder darauf an, was man da so macht und worüber man forscht, wonach man guckt. Wenn ich jetzt über Ausleuchtungszusammenhänge mit Erfolg von YouTube-Videos in der Zielgruppe von 18- bis 24-Jährigen gucken möchte, bin ich natürlich mit dem Brockhaus extrem schlecht beraten. Dann muss ich mir das Medium schon so wählen, dass es meine Fragestellungen beantworten kann. Wenn ich aber grundlegende Fragestellungen im Sinne von Dingen, die halt auch in aufwendigen Peer-Review-Prozessen veröffentlicht und beforscht sind, mir angucke, dann sollte ich mich doch bitte auf diese Quellen verlassen. Ich verstehe, was du meinst. Ich glaube nur, du hast immer einen Punkt, wo du nicht genau weißt, was ist da passiert. Man spricht quasi einer Autorität zu. Man sagt, der Verlag hat sicherlich eine Autorität. Die werden sicherlich wissen, was sie tun. Und wir kommen jetzt in den Bereich, wo wir mal so ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern können. Ich habe ja mal mit einem Verlagenbuch geschrieben. Und deswegen habe ich eine etwas andere Sichtweise darauf. Vielleicht der ein oder andere, der in meinem Bekanntenkreis ist, kennt die Geschichte schon. Ich erzähle sie trotzdem gerne nochmal. Vor Ewigkeiten habe ich mal einen Blog geschrieben und habe da regelmäßig auch über Technik geschrieben. Und unter anderem habe ich dann einen Beitrag geschrieben über ein neues JavaScript-Framework, also quasi eine Programmiersprache namens Meteor und habe, weil ich was über das sogenannte SEO gelernt habe, über Search Engine Optimization, wie man also Suchmaschinen dahingehend optimiert, dass die einen ganz oben aufzeigen. Habe ich mir gedacht, da muss man auch mal einen fetten Titel reinmachen. Clickbait kann ich auch. Und habe den Artikel genannt The Best Learning Resources for Meteor.js. Das Beste, was man sich angucken kann, um Meteor zu lernen. Dann habe ich einfach Links gesammelt, weil ich mir gedacht habe, ich würde es auch gerne irgendwann mal lesen. Ich bin zu faul, das heute zu machen. Ich sammle einfach mal 15 Links. Es wurden dann ein bisschen mehr Links. Und irgendwann kriegte ich eine E-Mail. Da stand drin, Hallo, ich bin Acquisition Editor vom Verlag Manning. Manning ist ein Computerbuch Verlag, relativ renommierter. Wir suchen einen Autor für das Thema Meteor. Hättest du Lust, das zu schreiben? Und ich habe mir gedacht, ja. Ich habe jetzt hier einen Artikel, wo drin steht, ich würde das gerne mal lernen. Damit kann man das lernen. Und jetzt habe ich hier ein Angebot auf dem Tisch, dass ich was schreibe dazu. Habe dann natürlich Ja gesagt, um das mal auszuprobieren. Habe mir jemanden gesucht, der sich auch tatsächlich mit der Materie auskennt, damit ich da nicht ganz nackig stehe. Und bin dann in diesen ganzen Buchschreibe-Zyklus reingeraten. Und das Erste, was mich da völlig überrascht hat, war, die hatten mich zwar angeschrieben, haben gesagt, bitte schreib uns ein Buch. Erste Aufgabe, schreib uns mal einen Pitch, warum du ein Buch schreiben kannst. Und ich habe gedacht, Moment. Ihr habt mich angeschrieben, ich soll das schreiben. Und jetzt soll ich euch mal auf einer DIN A4-Seite darlegen, warum das ein gutes Buch ist und worüber ich das so schreiben möchte. Habe ich dann gemacht. War auch eine extrem gute Arbeit letztlich, weil es dazu geführt hat, auch didaktisch nochmal drüber nachzudenken. Also was wäre dieses Buch? Was macht man denn da? Ich wollte gerade sagen, das ist ja die klassische Einleitung, die klassische Gliederung und Abstract, was man einfordert, bevor da einer seine Qualifikationsarbeiten abgibt. Das ist ja einerseits, damit der oder diejenige, der es hinterher lesen soll, schon mal sagen kann, so oder so nicht. Aber natürlich ist es in erster Linie dafür da, dass sich der, die Schreibende schon mal besser sortiert und eingeruft, auch da. Ich habe ja lange Zeit auch an der Universität gearbeitet und dann Abschlussarbeiten betreut. Und dieses Abstract und Gliederung schreiben, haben die Studis halt immer gedacht, das wäre, damit ich irgendwie da besser zurechtkomme. Wo ich auch denke, nee, ich lese deine Arbeit schon irgendwie, aber das ist für dich. In dem Falle ist es noch ein enormes Anlass, weil sie das Buchprojekt ja auch starten Also sie waren ja noch gar nicht entschieden. Sie haben sich zwar gesagt, wir schreiben potenziell über dieses Meteor.js, veröffentlichen den Buch, aber es kann auch sein, dass es sich gar nicht lohnt. Und das muss ein interessanter Vorschlag sein, dass wir das auch machen, dass sich das auch lohnt, dass es jemand kaufen wird. Letztlich habe ich diesen Abstract dann geschrieben und dann stellte sich heraus, das einzige, was der Verlag gemacht hat, war einen Editor an die Seite zu stellen, einen Development Editor, der eben mit uns gearbeitet hat und immer mal wieder unsere Entwürfe gelesen hat und dann gesagt hat, hm, das würde ich so nicht machen. Wie ist das denn? Das verstehe ich nicht. Die gesamte Arbeit, also alles von Vorschreiben, von Grafiken machen, Bilder konzeptionieren und auch Schaubilder machen, das alles lag bei uns. Wir haben alles selber gemacht. Die einzige Leistung, die der Verlag da reingebracht hat, war tatsächlich ein Development Editor, der sich ab und zu mal diesen Draft durchgelesen hat, der dann gesagt hat, mach das mal didaktisch ein bisschen anders. Er hat auch nie gesagt, so, mach das jetzt auf diese Art und Weise, sondern hat immer nur gesagt, das ist aber von der Herleitung her ein bisschen komisch. Das war eine megagroße Hilfe, weil ohne das wäre das so ein dümpelndes, komisches Buch gewesen, der rote Faden wäre nicht gut. Da habe ich enorm viel gelernt, aber nichtsdestotrotz war die meiste Arbeit tatsächlich bei mir. Der Verlag hat wenig gemacht und die wussten auch nichts über... Hat der Autor zum Thema tatsächlich die meiste Arbeit gehabt? Aber die wussten gar nichts. Ich hätte jeden Scheiß schreiben können und wenn du sagst Peer-Review-Verfahren und ich vertraue dem Verlag... Verlag ist ja nicht Peer-Review-Verfahren per se. Aber wenn es einmal gedruckt ist, ist ja die These, dann ist es zitierfähig. Ja. Und muss dadurch aber keine bessere Aussage treffen als Wikipedia. Wikipedia kann verlässliche und richtigere Angaben haben, ist aber nicht gedruckt worden. Ja. Aber Wikipedia ist halt zu quatschanfällig. Jetzt mal ganz ehrlich. Jemand, der sich hinsetzt und ein Buch schreibt über Meteor oder sonst was und natürlich kann nicht immer alles Peer-Reviewed sein, gerade Dinge, die neu sind. Und es muss ja auch nicht gleich ein ganzes Buch sein. Jemand, der einen Artikel zu was schreibt, wo vielleicht dann auch Leute kommentieren und so weiter, das ist immer noch was anderes Ich kenne Menschen, die mit Absicht Wikipedia- Artikel verquatschen. Annalena Baerbock. Heißt die wirklich Annalena weiß ich nicht was sowieso Baerbock abgekürzt ACAB? Ist das so? Heißt die wirklich so? Das habe ich jemals da gelesen. So, noch Fragen? Also ich bin ja ganz bei dir, dass es nicht immer das Buch sein muss, aber wir sind ja da. Ich glaube, was sich hier halt einfach trennt, ist der Anspruch, den man haben muss, mache ich was, um mich selber irgendwie aufzuschlauen und suche ich mir meine Quellen für mich, um damit weiterzuarbeiten? Oder nutze ich Dinge, um sie zu reproduzieren und auch wieder bei mir weiter zu veröffentlichen und offiziell niedergeschrieben in die Welt zu tragen? Und ich werde halt, ich kann da schon gar nicht mehr wirklich sachlich sein, aber ich glaube, das ist das Problem, dass die Leute meinen, sie könnten arbeiten im akademischen Rahmen mit irgendwelchen Quatschzeitschriften, Wikipedia und Links auf YouTube bestreiten. Es ist ja eine Profession, die ich da lerne. Ich muss ja verstehen, was ich da lese. Und natürlich kann ich auch über einen Wikipedia-Artikel schreiben, den muss ich aber vernünftig veröffentlichen. Und wenn ich Videos veröffentliche, dann schmeiße ich die Arbeiten echt in die Ecke. Zumal das ja relativ simpel ist. Du kannst bei Wikipedia einfach nach unten scrollen, da siehst du die Quellen, worauf sie sich beziehen und dann hast du es. Eigentlich ist es ja auch nur kompilatorisch, dass Wikipedia zusammenzieht, was man irgendwo belegen kann. Und das, was du ja beschreibst, ist ja sehr klar nicht schlauer werden, sondern es ist ja akademischer Umgang mit Fake News. Und was ist richtig? Ja, wenn das halt irgendwie Einzug hält, wie soll ich denn hier den Kindern noch sagen, du darfst jetzt aber nicht alles glauben, was da in diesem Internet steht, wenn plötzlich das Gang und Gebe ist, damit irgendwelche Diploma, Doktortitel oder sonst was zu erreichen. Also das geht nicht. So streng muss ich da aber schon mal sein. Das ist ja jetzt total schwierig. Die Grundfrage war ja, wie werde ich eigentlich schlauer? Ich kann nicht lesen dafür und lesen kann auch hören sein oder sonst was. Und dann stellst du auf einmal fest, du hast ein großes Problem bei der Quellenauswahl, weil ist es ein Buch von Hans-Georg Maaßen, der schreibt, dass Deutschland einfach überbevölkert ist von Asylbewerbern und du vertraust dem oder du stellst es eben infrage oder ist es etwas, also woran machst du die Autorität fest, dass dir derjenige hilft, wirklich schlauer zu werden, dass er dir nicht eine Meinung verkauft? Ja und das kann ja auch wieder von Person zu Person Thema zu Thema unterschiedlich sein. Wichtig ist halt, dass die Kinder oder Leute per se lernen, wo kommen, also was sind hier meine Quellen und wie nutze ich die? Für meine Zwecke kann ich ja dann alles irgendwie mir heranziehen, wie ich will. Wichtig ist halt, dass ich begreife, was ich da tue. Also auch dieses Bewerten von Quellen, den Sprung habe ich leider gerade gemacht in dieser Unterhaltung, dass es einfach ein Unterschied ist, ziehe ich mir gerade Sachen zusammen, wo ich mir einen Überblick machen will über Themen und hinterher vielleicht auch eine Runde Klugscheißen will oder lerne ich gerade, wie ich vernünftig mit Informationen und Fachliteratur umgehe? Das sind zwei Paar Schuhe, schlicht und ergreifend. Ich glaube, auch das eine kannst du nicht ohne das andere machen. Und da sind wir wieder bei dem Punkt, das ist wie hier letztens, wo wir auch gesagt haben, wer Tischregeln brechen will, genau das ist es. Ich muss einmal begriffen haben, wie es wirklich läuft und dann kann ich halt für mich selber bequeme Ausnahmen machen. Das tun Leute ja auch, das ist ja auch in Ordnung. Du hast eben schon gesagt, Schwarmintelligenz ist nicht das, worauf man sich da verlassen kann an bestimmten Stellen. Was vermutlich aber in Deutschland typisch ist, ist, du guckst in den Spiegel Bestseller rein, Sachbuch, kaufst dir das und dann wird das schon nicht so verkehrt sein. Also Damen mit Scham ist womöglich alles einigermaßen richtig. Sobald es in etwas politischere Gefilde geht, wird es, glaube ich, komplizierter. Ob das dann stimmt oder nicht. Ist das Auto tot? Hat es eine Zukunft? Aber politisch gibt es ja auch nicht so richtig und falsch, wie es das jetzt in der Darmchemie und Mechanik irgendwie gibt. Ich habe vergessen, wie die Dame heißt, die dieses Buch veröffentlicht hat. Dr. Julia Enders? Ich weiß es nicht mehr. Aber da geht es ja um erforschbare, nachweisbare Dinge. Und natürlich kann ich auch Politbücher über die Vergangenheit schreiben, die nachweisbar richtig oder falsche Informationen enthalten. Irgendeine sowieso Affäre, die das und das zur Konsequenz hatte oder so. Das geht natürlich. Aber die Politbücher, die ja mitunter jetzt auch in den Spiegel Bestsellerlisten sind, die sind ja immer aufs Hier und Jetzt und auf die Zukunft gerichtet. Das ist ja debatable, wie es so schön heißt. Aber ich meine nicht so sehr die politischen Bücher, mehr so die, die das soziale Miteinander meinen und auch vielleicht sozialpsychologische Dinge. Wie du dich als Frau bei den Babos behaupten sollst zum Beispiel, ist ja auch so eine Sache. Das kann man ja auch erforschen. Man kann auch relativ objektiv sagen, welche Verhaltensweisen klappen, welche klappen nicht. Und trotzdem kann es sehr politisch sein. Ja, das stimmt. Aber auch da achte ich halt schon irgendwie drauf. Habe ich ja auch schon gesagt, das Buch war so zur Hälfte, Hälfte. So ein paar Sachen. Man nimmt halt auch leichter und schneller Informationen auf, die einem sowieso ins Gehege passen. Das ist halt so. Und genauso ist das mit diesem Buch passiert. Dinge, wo ich eh gedacht habe, macht Sinn, die habe ich auch ausprobiert und andere eben nicht. Es war ja aber auch nicht wichtig. Deswegen habe ich die einfach zur Seite geschoben und nicht weiter darüber nachgedacht. Was das angeht. Nichtsdestotrotz, wenn es jetzt was gäbe, wo es darum geht, ist das richtig oder falsch, sollten sich alle Menschen in Zukunft so und so verhalten oder müssen wir das und das tun, damit die Welt ein besserer Ort wird? Dann möchte ich Quellen haben und Studien und Hinweise darauf, dass das irgendwie nachweisbar ist. Es ist halt schwer mit so einem Babubuch oder sonst irgendwie was, wenn das nicht vernünftig erforscht ist. Wirft für mich so ein bisschen die Frage auf, warum man eigentlich so ein Fachbuch, ein schlauer Werdebuch schreibt. Und wenn du nicht ein Wissenschaftler bist, der es nicht methodisch macht, sondern du bist jetzt der Praktiker, der sitzt jetzt hier in seinem Büro jeden Tag, arbeitet und schreibt für Dienstleistung 4.0 einen Artikel und sagt, wie wir das geschafft haben, dass wir da besser werden. Und der sagt das vielleicht dann oder der überkompensiert und macht nicht eine Falschstudie draus, sondern sagt dann, so geht das. Das ist meine Wahrnehmung der Realität. So klappt Change, wenn man in der öffentlichen Verwaltung unterwegs ist. So klappt Change, wenn man versucht, im Big Business was zu ändern. Das mag ja alles richtig sein und mag für ihn klappen, aber trotzdem gibt es ja dann die Frage, warum schreibt der das? Wer ist es, der da schreibt und was will er damit bezwecken? Ich habe gelernt, da so drauf zu gucken und ich habe das auch gelernt, gegebenenfalls zu erkennen, das ist anekdotische Evidenz. Die kann ich jetzt, weil die mir in den Kram passt und weil ich eine Übersetzungsmöglichkeit für mich und meine Realität sehe, kann ich die für mich aufnehmen. Wenn mir das überhaupt nicht in den Kram passt, werte ich das ab und nehme es nicht in mein Repertoire auf und werde schon einen Grund finden, warum ich der Meinung bin, dass das nicht passt. Im Zweifelsfall wird dann die Quelle abgewertet. Das ist irgendein Typ, der macht Quatsch. So funktioniert es halt. Was halt wichtig ist, ist zu wissen, mit was für einer Quelle arbeite ich da gerade, wo kommt das her und auf welchem Level brauche ich denn gerade Informationen? Das ist ja auch noch sowas. Will ich gerade meine komplette Organisation umbauen, dann möchte ich ja vielleicht schon ein bisschen tiefgreifender und evidenzbasiertere Informationen haben als wie erzähle ich lustige Witze. Oder wie gelingt die... Aber ist das nicht bei beiden so? Bei dem einen will ich von jemandem lesen, der schon mal mehrere Szenarien bei Organisationen erlebt hat. Bei dem anderen, wie schreibe ich lustige Witze, würde ich aber auch gerne jemanden haben, der schon mal erfolgreich Witze gemacht hat, der aber auch schon mal Scheißwitze gemacht hat und der eben sagen kann, woran liegt es, wenn ein Witz schlecht ist oder wenn er gut ist. Ich würde das gar nicht so in eine seichte Ecke schieben. Ich glaube, das kann auch ganz schön schwierig sein. Das Entscheidende ist ja, und das ist auch wieder aus der Kinderwelt, dass das theoretisierte Wissen ein praktisches sein muss. Wenn ich einen Praktiker habe, der das mal gemacht hat, der es also nicht ganz akademisiert betrachtet, und da ist... Natürlich wirst du schlauer, weil du weißt, was Mechaniken dahinter sind, aber das ist auch... Das ist halt auch, was ich mit Wirtschaftswissenschaften als großes Problem als Wissenschaft habe. Du redest dich immer wieder raus und sagst, da sind aber noch andere Einflussfaktoren, die konnte ich gar nicht machen, deswegen kann ich dir gar nicht vorhersagen, wie sich das wirklich entwickelt. Das macht die Sache halt so wahnsinnig schwierig. Wenn du immer eine Möglichkeit hast, es zurückzuziehen und immer wieder anders zu argumentieren, da gebe ich dir recht. Darum ging es mir aber gerade gar nicht, mit diesem Witzbeispiel. Es ging mir eher darum, auf welche Quellen will ich denn oder muss ich denn vertrauen? Und da dann vielleicht das Beispiel noch mal ein bisschen anders. Es ist halt was anderes, ob ich eine große Entscheidung damit treffen will. Entwickle ich hier gerade ein wer-weiß-was-Medikament oder baue ich eine komplette Organisation um oder sind das verändernde Entscheidungen, die ich treffen will oder jemand anderem anraten will. Da möchte ich doch hoffen, dass Leute nach anderer Qualität von Informationen suchen, als zum Beispiel wie schminke ich am besten ein Smoky-Eye oder wie öffne ich ein Granatapfel, ohne mich komplett voll zu sauen. Letztere beiden, perfekt für YouTube, Instagram und sonst was geeignet. Da will ich ja in diesen Medien gar nichts absprechen. Aber will ich von da Informationen haben, wie ich am besten ein Herz transplantiere oder jemand anders oder wie ich meine Organisation jetzt in drei Schritten umbaue? Nee. Da ist ja auch jede Menge Oversellinger weg. Wenn ich mir überlege, jemand macht ein YouTube-Video, so öffnet man am besten einen Granatapfel. Kennt der womöglich nicht alle Wege, der nur den einen und macht ein Video draus? Es klingt halt besser zu sagen, so öffnet man am besten einen Granatapfel, als so könnte man ihn übrigens auch öffnen. Ich bin mir nicht sicher, ob es noch andere Wege gibt. Und das ist das Phänomen, was ich glaube ich auch heutzutage einordnen würde. So viel Literatur gibt es. Niemand auf der ganzen Erde hat den ganzen Kram gelesen. Selbst in deinem Feld hast du nicht alles gelesen. Wenn ich mir Produktmanagement angucke, wo ich unterwegs bin, da fallen mir zwei, drei Namen ein. Da hat man vielleicht mal ein Buch von Roman Pichler gelesen. Das war es dann aber auch schon fast. Es gibt einfach so viel. Und wenn dann jemand vorbeikommt und sagt, ich habe ein Buch geschrieben, das heißt so und so, dann kriegt der erst mal Credibility. Er hat sich lange damit beschäftigt. Ich habe ein Programmierbuch geschrieben. Das hat vermutlich niemand gelesen, mit dem ich jemals spreche. Und alle denken, oh, der Geek, der kann ja richtig gut programmieren. Debatable. Naja, schon besser als der Durchschnitt. Der Durchschnitt der Programmierer oder der Durchschnitt der Leute, die auf der Welt sind. Da fehlen mir jetzt die Daten zu. Und vor dem Hintergrund ist es tatsächlich so, dass Dinge, die man liest, um schlauer zu werden, nicht unbedingt Dinge sind, die geschrieben worden sind, um andere Leute schlauer zu machen. Sondern vielleicht sind die auch nur dafür da, dass man sich hier, wie bei meinem Kumpel mit der Gehässigkeit, dass man sich einfach mit einem Thema auseinandersetzt und zufällig konnte man es veröffentlichen. Oder dass man es einfach für sein Ego geschrieben hat, dass man sagt, ich will einfach das Buch in meinem Schrank haben, das kann ich dann als Mitbringsel bei jedem neuen Unternehmen, bei dem ich ankomme, einmal als Geschenk geben und sagen, wissen Sie, wenn Sie Change Management machen wollen, ich lasse mal mein Buch hier. Wohlwissend, dass da vermutlich keiner reingucken wird. Das kann man einfach pokern. Und in den meisten Fällen wird man damit erfolgreich sein, weil es einfach zu viel Kram gibt. Solange es kein Audible Buch gibt davon, was man mal eben durchhören kann, und selbst das hört keiner. Wie gesagt, die sieben Stunden, niemand hört sie doch die ersten 30 Minuten und darüber hinaus an, sondern es ist einfach so die Gesamtzusammenfassung. Man weiß, über das Thema hat er sich beschäftigt. Und deswegen bleibt die These, Dinge, die man liest, um schlauer zu werden, sind nicht immer dafür gemacht, um einen schlauer zu machen. Manche sind ja auch einfach nur dafür da, um zu zeigen, dass man ein toller Hecht ist. Amen. Dann machen wir Schluss für heute. Sagte Kermit der Frosch. Nein. Dann machen wir Schluss für heute. Ein abruptes Ende heute mal. Zehn packen minus neun packen. Das Einpacken. Wenn ihr also während ihr den Podcast gehört habt, irgendwas ausgepackt hattet, ist jetzt die Zeit zum Einpacken. Wenn ihr gerade dabei seid, eine wissenschaftliche Abschlussarbeit zu schreiben, bitte seid sorgsam mit euren Quellen. Guckt bei Wikipedia ganz unten. Da stehen sie. Und ansonsten werdet immer schlauer auf dieser Welt. Tschüss. Tschüss.

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